Ritus – Ritual – Zeremonie
Teekeramik aus Japan und Berlin

Poster Teekeramik

Matcha-Tee ist zum Lifestyle-Getränk unserer Tage geworden, aber nur wenige wissen etwas vom ursprünglichen Gebrauch des gemahlenen Grünen Tees aus Japan. Zusammen mit der  Teeschale steht er im Zentrum der japanischen Teezeremonie (jap. chado, dt. Teeweg), die sich im Laufe der vielen Jahrhunderte stetig wandelte und noch heute von vielen unterschiedlichen Teeschulen, Teemeistern und Gästen der Teezeremonie gepflegt wird.

Es werden über 100 Objekte aus dem alten und neuen Japan gezeigt sowie Keramik von Stephan Dunsbach, Martin Oskar Kramer und Thomas Riedinger aus Berlin, die den Teeweg praktizieren und in ihren Arbeiten der in Japan hochgeschätzten Tradition sogenannter Laien-Keramik folgen.

Alle Ausstellungsstücke sind Unikate, stammen aus Privatsammlungen und werden erstmalig präsentiert. Zahlreiche Vorträge, Workshops, Teezeremonien und Teeverkostungen ergänzen die Ausstellung.

Die Keramiktradition Japans, eine der ältesten der Welt, wurde im Laufe ihrer Entwicklung nicht unerheblich von China und Korea beeinflusst. Nach dem Ende des 12. Jahrhunderts der erste Matcha durch den buddhistischen Mönch Myoan Eisai von China nach Japan gelangte, setzte in Japan auch das Interesse an chinesischer Teekeramik ein. Die erste japanische Teekeramik (Teeschalen und keramisches Zubehör) wurde in den klassischen Töpfereizentren der sogenannten „sechs alten Öfen“ (Seto, Tokoname, Echizen, Shigaraki, Tamba und Bizen) gefertigt, deren Tradition bis in die Kamakura-Zeit (1185-1333) zurückreicht. Starke koreanische Impulse kamen Ende des 16. Jahrhunderts hinzu. Neue Keramikzentren wie z. B. Karatsu, Hagi, Takatori, Shodai oder Agano entstanden. Die Brenntechnologie wurde modernisiert und neue Glasuren sowie Dekore entwickelt.

Die Blütezeit der japanischen Teekeramik begann in der Momoyama-Zeit (1573-1603) und reichte bis in die Edo-Zeit (1603-1868). Die oft archaisch anmutende Teekeramik dieser Epochen, mal dickwandig und rau, mal zart, mal glasiert oder mit ausgeschmolzenem Ascheanflug, unterscheidet sich nicht nur durch ihre spezifischen Formen oder Fertigungs- und Brenntechnik. Verschieden sind auch ihre Farben. Beispielsweise erscheint die Keramik der Mino-Region vielfarbig glasiert mit geradezu modern anmutendem Dekor, während sich etwa die Raku-Keramik auf schlichte Glasuren in rot, schwarz oder weiß beschränkt. Letztere wurden vom berühmten Teemeister Sen no Rikyu (1522-1591) bei seinen Teezeremonien favorisiert.

Einen historischen Überblick geben japanische Exponate unterschiedlicher Regionen und Stile der Muromachi- (1336-1573) bis Edo-Zeit (1603-1868) ergänzt mit alter chinesischer, koreanischer, vietnamesischer und thailändischer Keramik.

Dass man es in der zeitgenössischen Keramik Japans oft mit der modernen Auslegung einer Tradition zu tun hat, wird u.a. anhand einer ausgestellten Teeschale von dem 1958 in Osaka geborenen Yoshida Shoho ablesbar. Dem Keramiker mit eigener Werkstatt in Iga wurde eine besondere Ehre zuteil, in dem seine Keramik als Weihegeschenke an Mitglieder der japanischen Kaiserfamilie gelangte.